Die Macht der Tech-Riesen Google & Co. wird durch Blockchain verringert
Blockchain ist eine abstrakte Technologie, die noch am Anfang steht. Sie wird zwar bereits für kommerzielle Zwecke eingesetzt, ist jedoch noch sehr jung. Laut Brian Behlendorf, Executive Director von Hyperledger, wird Blockchain die Marktmacht von Tech-Giganten wie Google und Co. verkleinern. Dies äußerte er am 4. Juni in einem Interview mit der Handelszeitung.
Die Frage, ob es in seinen Augen eine Parallele des aktuellen Booms von Blockchain-Technologie zum Dotcom-Boom Ende der 1990er Jahre gibt, beantwortete Behlendorf mit einem Ja. Die Atmosphäre sei ähnlich und der Investmentmarkt um Blockchain sei heute definitiv überhitzt. Das reichliche Angebot an Kapital bringt einen positiven Aspekt mit sich, so der IT-Experte: Die Möglichkeit, Software weiterzuentwickeln.
Prognosen zufolge wird Blockchain erst um das Jahr 2025 im Massenmarkt etabliert sein. Die Technik steckt also noch in ihren Kinderschuhen.
Negativ bewertet er die daraus resultierenden Erwartungen, die auf kurze Sicht nur schwer zu erfüllen sind. Die Hälfte der ICOs aus dem vergangenen Jahr ist bereits gescheitert – doch Scheitern gehöre bei Startups mit dazu. Dabei sieht Behlendorf nicht das Gründermodell von ICOs an sich als problematisch, weder für Investoren, noch für Startups.
Persönliche Daten liegen nicht länger in den Händen der Großkonzerne
Mit dem Hyperledger-Projekt stehen nicht nur der ICO-Markt oder der Markt der Kryptowährungen im Fokus, sondern allein das Potenzial der Blockchain-Technologie. Entwickler sollen auf der technischen Grundlage aufbauen können, die sie anbieten. Dabei verwies Behlendorf auf Projekte aus dem Logistikbereich, wie das von IBM vorgestellte Blockchain-Netzwerk. Dieses ermöglicht die genaue Nachverfolgung der Herkunft von Diamanten.
Um Lieferketten zu überprüfen, müssen beispielsweise einzelne Sensoren entlang einer Lieferkette identifiziert und verifiziert werden. Dies kann mit Blockchain umsetzbar gemacht werden.
Um die Daten in der Blockchain zu kontrollieren ist ein kluger Aufbau einer nutzerzentrierten Identität entscheidend. Persönliche Daten würden nicht mehr länger irgendwo auf einem Server liegen, sondern man selbst generiert einen Schlüssel, den man zur Identifikation verwendet.
Das Silicon Valley spielt keine Rolle für die kommende Welle der Technologieentwicklung
Behlendorf findet es interessant, wie Regierungen im Wettbewerb darum stehen, wer die beste Umgebung für den aufstrebenden Blockchain-Sektor bietet. Das „Crypto Valley Zug“ in der Schweiz sei faszinierend. Die dort ansässigen Unternehmen seien sehr auf Kryptowährungen fokussiert, auch wenn es Vorstöße gibt, um Bürgerregistrierung und Landrechte anzugehen, meint Behlendorf, der als CTO des WEFs zwei Jahre lang in der Schweiz gelebt hat.
Wegen der dezentral aufgebauten Blockchain-Technologie hält er die Bezeichnung „Blockchain-Hub“ jedoch für einen Widerspruch. Auch das Silicon Valley würde keine Rolle für die kommende Welle der Technologieentwicklung spielen.
Er denkt, dass Tech-Giganten wie Amazon, Google oder Facebook Blockchain mit Sicherheit aufgreifen und daraus Geschäftsmodelle entwickeln können, jedoch der Aspekt der dezentralisierten Technologie der Blockchain ihre Marktmacht mindern wird.
Die Tech-Giganten halten sich zurück
Für die Blockchain-Entwicklung sei eine B2B-Integration wichtig, von welcher sich die Tech-Giganten immer ferngehalten hätten. Neue Technologien zu verstehen und zu adaptieren hingegen sei eher ihr Fall.
Tatsächlich ist die Zurückhaltung der Tech-Giganten beim Thema Blockchain noch sehr groß. Anknüpfungspunkte sieht Behlendorf vor allem im Cloud-Computing. Microsoft machte bereits erste Ansätze, die neue Blockchain-Technologie auf seiner Azure-Plattform nur Nutzung anzubieten. Auch Amazon führte vor Kurzem ein Blockchain-Framework für seinen Cloud-Dienst AWS ein. Betrachtet man diesbezüglich das bestehende Wissen und die finanzielle Kraft der Großkonzerne, sind dies sonderlich vorsichtige.
Die Frage, ob es Bitcoin in fünf Jahren noch geben würde, beantwortet Behlendorf mit der Aussage, dass es Yahoo immerhin auch noch gebe. Die Firma mache jährlich immer noch ein paar Milliarden Dollar Umsatz. Bitcoin und andere virtuelle Währungen müssen nicht einfach verschwinden. Jedoch wisse er nicht, was der Langzeitnutzen von Bitcoin sein würde.