Sehen Sie genau hin beim ICO-Investment
Ein frühzeitiges Investment in eine neue Kryptowährung bringt vermeintlich das schnelle große Geld. Dieser Hype zieht nicht nur viele unerfahrene Investoren, sondern auch eine Menge Betrüger an. Betrüger, die ihre eigene Kryptowährung auf den Markt bringen und mit ihren Gewinnen dann einfach abtauchen.
Viele der neuen digitalen Währungen finanzieren sich und ihre Programmierer durch Crowdfunding. Investoren bekommen hingegen gegen Geld die ersten digitalen Tokens der neuen Währung. Sogenannte ICOs (Initial Coin Offerings) ähneln den Initial Public Offerings, welche aus der Aktienwelt bekannt sind. Ein IPO unterscheidet sich von einem ICO jedoch in einem wichtigen Aspekt: IPOs unterliegen strengen Regulierungsrichtlinien, wohingegen ICOs nicht reguliert werden, bzw. steht die Regulierung von ICOs derzeit in Diskussion.
Weltweit haben ICOs seit Anfang 2018 bereits über 13,7 Milliarden US-Dollar an Kapital generiert, wie die Studienergebnisse des Beratungsunternehmens PwC und der Schweizer „Crypto Valley Association“ zeigen. Die Schweiz liegt neben den USA und Singapur weit oben. Die Verfasser der Studie zählen bereits 537 ICOs seit Anfang des Jahres, wohingegen im Jahr 2017 552 gezählt wurden. Vor allem die beiden Projekte EOS und Telegram sind Grund für das hohe Volumen an Investments. EOS erzielte rund 4 Mrd. US-Dollar und Telegram rund 1,7 Mrd. US-Dollar.
Risiken für Investoren: Der Erfolg eines ICOs ist nicht gewiss
Crowdfundings ermöglichen nicht nur großen Investoren die Teilnahme, sondern auch den späteren Nutzern der Währung. Dadurch, dass diese früh am Prozess der Entwicklung der Währung beteiligt sind, soll der Erfolg der Währung garantiert werden. Dass viele Projekte in kürzester Zeit unverhältnismäßig viel Geld einsammeln konnten, hängt vor allem mit der Hoffnung der Geldgeber zusammen, dass der Währungswert sich vervielfachen wird, wenn der Token auf Exchanges gehandelt wird. Es handelt sich hierbei um Spekulationen, durch die man vor allen Dingen auch viel Geld verlieren kann.
Beispiele aus der Vergangenheit sollten eine Lehre sein. Es kam hin und wieder vor, dass ICOs zwar gut vermarktet wurden, aber viel mehr nicht dahinter steckte. Der Währungspreis brach ein und erholte sich nicht mehr. Es gab auch Fälle, da waren ICOs komplett fake und wurden nur konzipiert, um die Leute zu betrügen.
Recherchieren Sie bevor Sie investieren
Bevor Sie in einen ICO investieren, sollten Sie genauestens recherchieren und das Whitepaper, das Team hinter dem Token, die Roadmap und die Webpräsenzen unter die Lupe nehmen und auf Echtheit prüfen.
In einem Whitepaper stellt das Team die eigene digitale Währung vor. Sie beschreiben in dem Dokument, welches meist einen Umfang von 20 bis 40 Seiten hat, was sie mit ihrem Projekt genau erreichen möchten, welche Technologie dafür verwendet werden soll, welchen Herausforderungen sie sich stellen müssen, wie das Design des Wallets aussieht und wie sich die Kryptowährung von der Konkurrenz unterscheidet. Die Länge des Whitepapers ist bereits ein Aspekt, auf welchen Sie achten sollten. Hat das Whitepaper weitaus weniger als 20 Seiten, ist dies ein Anzeichen dafür, dass die Idee schlecht ausgearbeitet ist. Prüfen Sie außerdem einige Textpassagen des Dokuments auf Plagiate.
Überprüfen Sie das Whitepaper, die Roadmap und das Team
Eine Roadmap soll Informationen zum aktuellen Entwicklungsstadium bieten. Außerdem soll ersichtlich sein, was die Gründer wann erreicht haben wollen. Eine Roadmap ist eine Art Fahrplan, der die Entwicklung des Projekts verbildlichen soll. Seien Sie achtsam und checken Sie, ob die Ziele überambitioniert oder unrealistisch sind. Wenn den Investoren immense Gewinne innerhalb kürzester Zeit versprochen werden, sollten bereits Zweifel aufkommen.
Nicht nur die technischen Details, auch das Team und seine Berater sollten Sie in Augenschein nehmen. Der Aufbau eines auf der Blockchain-Technologie basierenden Projekts ist sehr kompliziert und benötigt ausreichend Erfahrung. Wenn Sie unter den Teammitgliedern keine in der Branche bekannte Persönlichkeit finden, sollte dies Misstrauen erwecken.
Transparenz ist das A und O
Versichern Sie sich, ob hinter dem Projekt bereits eine Community steht, die das Team begeistert und aktiv unterstützt. Schauen Sie sich den Twitter-Kanal oder das Reddit-Board des Projekts an. Das Team sollte sich offen und transparent gegenüber den Fragen von Interessenten und Investoren zeigen. Aber auch der Inhalt der Antworten kann die wahren Motive offenlegen. Wenn der Programmcode auf dem Entwicklerportal GitHub veröffentlicht wurde, ist dies ein gutes Zeichen.
Aber auch dann, wenn der ICO seriös erscheint, kann eine neue Kryptowährung scheitern, weswegen Sie sich Gedanken darüber machen sollten, ob es überhaupt einen Markt für die neue Technologie gibt. Selbst ausführliche Recherchen sind kein Garant für einen erfolgreichen ICO. Auch ICO-Ratings sollten Sie nicht blind vertrauen. Viele Ratings auf Rating-Plattformen wurden von den ICOs gekauft.