Eine Geldpolitische Revolution oder ein radikales Experiment?
Wie der US-amerikanische Nachrichtensender CNN berichtete, setzte Venezuelas Präsident Nicolás Maduro große wirtschaftliche Veränderungen und seinen zuvor angekündigten Plan um, der letztlich die Währung Venezuelas mit der umstrittenen ölgedeckten Kryptowährung Petro verbindet.
Im Zuge der fiskalischen Veränderungen hat die Zentralbank von Venezuela aufgrund der anhaltenden Inflation des Bolivar die Landeswährung um 95% abgewertet (etwa fünf Nullen). Der neue Wert und die neue Währung werden nun in den „souveränen Bolivar“ umbenannt, der an die Öl-unterstützte Kryptowährung Petro gekoppelt ist, die Maduro Anfang dieses Jahres als ERC-20-Token einführte.
Ein Geschichtsereignis unter schlechten Bedingungen
Venezuela ist mit seiner Umstellung auf eine Kryptowährungs-gebundene Währung das erste Land, das diesen Schritt wagt. Allerdings warnen Ökonomen davor, dass sich die nachfolgende Abwertung die Inflationsrate, die laut Bloomberg mit einer jährlichen Rate von satten 108.000 Prozent wächst, nur verschlechtern werde. Bis zum Jahresende werden sogar eine Million Prozent erwartet.
Wie CCN berichtete, tauschten Venezolaner bereits Anfang des Jahres ihre Bolivar, trotz eines Regierungsverbots, in Bitcoin um. Viele Einwohner flohen aus Venezuela, um die momentane Krise zu umgehen, die mittlerweile an eine humanitäre Krise grenzt. Obwohl die Rahmenbedingungen dieses geschichtsträchtigen Ereignisses für die Kryptowährung nicht allzu rosig sind, zog Präsident Maduro letztlich weitreichende monetäre Veränderungen durch, während der Rest der Welt das letztendliche Ergebnis mit Spannung erwartet.
Der Wechsel zum Petro ist bei weitem nicht die richtige Lösung für die venezolanische Wirtschaftskrise. Das Land steht immer noch am Rande eines wirtschaftlichen Zusammenbruchs und Präsident Maduro steht auch vor dem Verlust seiner Macht über das Land und einer Amtsenthebung. Die neue Wirtschaftspolitik ist vielmehr eine verzweifelte Abwehr der früheren Staats- und Wohlfahrtswirtschaft, welche sich Venezuela nie leisten konnte und die Wirtschaft schwächte.
Für weite Teile der Bevölkerung stellt der Petro kein Zahlungsmittel dar
Derzeit wurden die Banken und Geldautomaten geschlossen, um sich an die neuen Währungsregeln anpassen. Die Preise für Benzin sollen nun auch steigen. Das Benzin war zuletzt so weit subventioniert, dass eine Millionen Liter lediglich einen Euro kosteten. Mit dieser Maßnahmen sollen jährlich 10 Milliarden Dollar eingespart werden.
Es wird sich zeigen, wie sich die Wertbeständigkeit der Kryptowährung verhalten wird. Denn für weite Teile der Bevölkerung stellt der Petro kein Zahlungsmittel dar. Für diese Menschen wird wieder der Bolivar maßgeblich sein. Wenn weiterhin Gütermangel besteht, werden auch die Preise des Bolivares steigen. Die Besitzer von Petros hätten Vorteile, wenn der Petro stabil bleibt und die Besitzer von Bolivares wären benachteiligt. Der Inflationsimport nach Venezuela wird über den Petro direkt an den Ölpreis gekoppelt. Je nach Preisentwicklung kann dies die Inflation bremsen oder auch beschleunigen.
Die praktische Relevanz der Kryptowährung muss sich noch beweisen. Bislang wurden viele negative Stimmen laut. Ein Großteil der Petros soll zu hohen Abschlägen verkauft worden sein. Zu den größten Schwächen des Petros zählt, dass die Währung lediglich von der Regierung ausgegeben werden kann. Sie wird weder dezentralisiert, noch untersteht der Petro einer unabhängigen Institution. Es ist also durchaus vorstellbar, dass die Regierung die Kryptowährung zur Finanzierung von Projekten nutzt, da Bolivares keinen Wert mehr haben, bis auch der Petro letztlich entwertet ist.