Die Welthandelsorganisation erkennt das Potenzial der Blockchain für den globalen Handel
Die Blockchain-Technologie soll den zukünftigen Welthandel revolutionieren, davon ist die Welthandelsorganisation überzeugt. Die WTO veröffentlichte Anfang Oktober ihren World Trade Bericht 2018, in welchem die Chancen und Risiken der Digitalisierung beleuchtet werden und wie diese den globalen Handel beeinflussen.
Fest steht, dass die Digitalisierung praktisch alle Gesellschaftszweige durchzieht – die neuen Technologien haben auch für den Welthandel großes Potenzial für Veränderungen. Sowohl gute, als auch schlechte. Laut einer Studie der WTO gibt es vier Technologien, die den größten Einfluss auf das globale Handelsgeschehen nehmen könnten. Neben Künstlicher Intelligenz (AI), dem Internet der Dinge (IoT) und 3D-Druckern gehört ebenfalls die Distributed-Ledger-Technologie (DLT), welche durch die Blockchain repräsentiert wird, dazu.
Indem sich digitale Technologien immer weiter verbreiten, verändert sich der Handel von Dienstleistungen und Waren – und auch die Rechte des geistigen Eigentums im Handel werden neu zusammengesetzt.
Besonders KMUs und Kleinstunternehmen in Entwicklungsländern sollen profitieren
Die WTO lobt vor allem das Potenzial der Blockchain, Kosten einzusparen. Insbesondere die Gebühren im administrativen Bereich und für Transaktionen sollen durch die Blockchain minimiert werden. Beispielsweise nennt die WTO den Circle und auch die Ripple Banken-Plattform. Letztere kooperiert bereits mit mehr als 100 Partnern, die die Blockchain-Lösungen xCurrent, xRapid und xVia testen.
Besonders deutlich geht aus dem Report hervor, dass KMUs und Kleinstunternehmen in Entwicklungsländern von Kostenersparnissen durch die Blockchain profitieren könnten. KMUs in Entwicklungsländern sind viel stärker durch Handelskosten betroffen, die die Logistik- und Transaktionskosten oder auch Kosten durch aufwändige Zollverfahren umfassen. In den Bereichen KKMU und Entwicklungsländer haben Innovationen bei grenzübergreifenden Zahlungssystemen ihre größte Wirkung entfaltet. Aus diesem Grund bringen die neuen Technologien ein besonders großes Potenzial mit sich, den Handel für Entwicklungsländer und KKMU zu optimieren.
Noch ist die Blockchain nicht bereit, ihr volles Potenzial zu entfalten
Doch die WTO sieht noch einige Herausforderungen zu überwinden, bis die Blockchain-Technologie ihr volles Potenzial im Welthandel entfalten kann. Insbesondere stellen der Technologie-bedingte Strukturwandel in der Weltwirtschaft und die Fähigkeit des Welthandelssystems, diese Anpassungen und Veränderungen zu meistern, ein kritisches Zusammenspiel dar.
Doch die Veränderungen der Strukturen ziehen auch Fehlschläge mit sich: Einerseits bringt die Blockchain-Technologie ein erhöhtes Sicherheitsmaß hervor, andererseits sind mangelhaft programmierte Smart Contracts und Bedienoberflächen von Blockchain-Anwendungen auf mobilen Endgeräten der Grund für Hacking-Angriffe. Die WTO ist sich dieses Punktes auch bewusst und verweist mahnend auf den DAO-Hack aus dem Jahr 2016.
Problematisch: Fehlende Interkompatibilität und eine bislang unklare Regulierung
Eine weitere Herausforderung ist die fehlende Interkompatibilität von Blockchains, welche man bereits versucht, zu überwinden. Ein weiteres Problem stellt die bislang noch mangelhafte Skalierbarkeit von Kryptowährungen dar. Bitcoin und Co. gelingt es bisher nicht mehr als zehn bis 20 Transaktionen pro Sekunde zu meistern, weshalb digitale Währungen noch lange nicht das Potenzial haben, Zahlungsdienstleister wie Visa zu ersetzen. Doch die WTO erwähnt in ihrem Report, dass bereits Lösungsansätze vorhanden seien. Es handele sich dabei in erster Linie um private Blockchain-Lösungen.
Die WTO erwähnt die bislang noch unklare Regulierung als weitere Herausforderung. Noch steht nicht fest, wie Blockchain-Transaktionen rechtlich anerkennt oder wie Krypto-Assets eingestuft werden. Die Frage der Haftbarkeit ist ebenfalls noch nicht geklärt. Ob die Blockchain-Technologie letztlich den Welthandel erfolgreich digitalisieren kann, hängt von der Entscheidung der zuständigen Regulierungsbehörden ab und davon, ob die Vorteile, die der Einsatz der Technologie bringt, größer sind als die Kosten, die für den Wechsel der bestehenden Systeme entstehen. Auch wenn das aktuelle System kostenintensiv, unpraktisch und papierlastig sein mag, ist es dennoch hinsichtlich des Rechtsschutzes effizient.
Die Technologie wird voraussichtlich erst 2030 Früchte tragen
Der WTO-Report bezieht sich auf die Aussagen der Marktforscher von Gartner Inc, die besagen, dass die Entwicklung der Technologie sich noch in der ersten Phase befindet und diese womöglich noch drei Jahre andauern wird, bis vermehrt in die Technologie investiert wird und sich erfolgreiche Geschäftsmodelle entwickeln. Bis zum Jahr 2030 soll die Technologie voraussichtlich den Punkt erreichen, an dem sie global zu Kostenersparnissen und Gewinnsteigerungen bei den Unternehmen führt.
Zu erwarten ist, dass insbesondere die Logistik-Branche von der Blockchain-Technologie profitieren wird. Und je lauter die Forderungen der Unternehmen nach regulatorischen Rahmenbedingungen für Kryptowährungen und die Blockchain-Technologie werden, desto schneller gehen auch die Gesetzgeber ins Handeln über.