Negative Beispiele trüben den Blick auf ICOs
Initial Coin Offerings (ICOs) sind eine innovative und tolle Möglichkeit für Unternehmen, Investitionsgelder zu generieren. Doch Investoren müssen vorsichtig sein – denn unter den vielen ICOs sind auch viele Scams, die sich als lohnenswerte Investitionsprojekte tarnen. Kriminelle haben in ICOs eine lukrative Möglichkeit gefunden, den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Vielerorts ringen die Regulierungsbehörden deshalb um klare ICO-Richtlinien. Doch ICOs generell zu verbieten, so wie etwa in China, ist für die meisten keine Option. Denn ICOs haben auch ein großes Potential. Doch immer mehr negative Beispiele trüben den Blick auf ICOs. Bloomberg schätzt, dass unter den abgehaltenen ICOs im Jahr 2017 rund 80 Prozent betrügerische Projekte waren. Aber auch die hohe Anzahl gescheiterter Projekte ist für das negative Bild auf ICOs mitverantwortlich.
Kosteneffizienz, Reichweite und Compliance
Eine neue Studie zeigt Probleme und Herausforderungen auf, denen ICOs gegenüberstehen. Wichtige Aspekte sind hierbei die Themen Kosteneffizienz, Reichweite sowie Compliance. Diese drei Schwerpunkte scheinen bei den meisten Projekten unlösbare Probleme hervorzurufen. Die Studie wurde von der kanadischen Regierung finanziert und zeigt eindeutig, dass sich das Potential der ICOs aufgrund der genannten drei Schwerpunkte nicht voll entfalten kann.
In der Anfangsphase der ICOs, als diese gerade erst aufkamen, konnten die Projekte gerade im Bereich der Kosteneffizienz punkten. Nun haben sich durch den stärker werdenden Einfluss der Regierungen wechselseitige Abhängigkeiten zwischen den drei Dimensionen ergeben, geht aus der Studie hervor. Wer einen ICO durchführen möchte, schafft es kaum, mehr als zwei dieser Ziele zu erreichen. Mittlerweile ist es schwer, das Ideal eines gesetzeskonformen ICO umsetzen und einen ICO zu realisieren, der Investoren erreicht, die sich global verteilen und die Umsetzung auch noch auf einer kosteneffizienten Weise zu schaffen.
Vier verschiedene ICO-Typen sind betroffen
Die Autoren der Studie machen vier grundsätzliche Typen fest, die häufig den drei Problempunkten begegnen. Zum einen gibt es da den „Maverick“ ICO, wobei Compliance keine Rolle spielt. Maverick bedeutet zu Deutsch Außenseiter, Querdenker. Bestenfalls wollen die Betreiber diesen ICOs gar nicht erst vor den Regulierungsbehörden auffällig werden. Beispiele hierfür sind Schneeballsysteme oder Exit Scams.
Als konkretes Beispiel wird an dieser Stelle Bitconnect genannt.  Und genau solche ICOs sind es, die dem Ruf der Branche schaden. Aus diesem Grund ist dieser ICO-Typ nicht nur riskant, sondern schadet auch den Volkswirtschaften, den Gesellschaften und der ICO-Praxis im Allgemeinen. Zudem ist es umso wahrscheinlicher, je besser ein ICO läuft und je höher die eingesammelten Beträge sind, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Behörden aufmerksam auf den ICO werden.
Auch hybride ICOS sind gefährdet
Des Weiteren sind hybride ICOs gefährdet. Denn hybride ICOs machen laut den Autoren der Studie Kompromisse in allen drei Bereichen. Sowohl in der Kosteneffizienz, als auch in der Reichweite und der Compliance. An dieser Stelle wird RightMesh als Beispiel genannt. Dieses Unternehmen hat eine Niederlassung in der Schweiz gegründet und einen eigenen Token herausgebracht, welcher so gestaltet war, dass er von den Regulierern der Schweiz nicht als Bezahl- oder als Security-Coin eingestuft wird. Dass das Projekt die KYC- und AML-Anforderungen erfüllt, wurde durch eine eigens engagierte Anwaltskanzlei sichergestellt.
Hinzu kam, dass der Token nicht in Ländern ausgegeben wurde, in denen ICO-Token als Wertpapier eingestuft werden, so wie etwa in den USA. Das Team hinter dem Token stellte für mehr als 27 Jurisdiktionen Nachforschungen darüber an, wie in dem jeweiligen Land der eigene Token eingestuft würde. Ein solch akribisches Vorgehen ist selbstverständlich auch mit hohen Kosten verbunden und außerdem ist keine Garantie gegeben, dass ein Token auch seinen Status innerhalb einer Jurisdiktion beibehält. Dieser Fall ist jedoch ein gutes Beispiel dafür, dass Unternehmen mit den Regulierungsbehörden zusammenarbeiten können, um gemeinsam eine konforme Token-Verteilung zu erreichen. Auch wenn hierbei enorme Kosten entstehen können.
Viele nehmen eine abwartende Haltung ein
Die dritte Option sind private ICOs. Die Art ist ausschließlich auf wenige institutionelle Investoren ausgelegt. Zugunsten der Kosteneffizient und der Compliance leidet jedoch die Reichweite. Ein weiteres Risiko, das mit diesem ICO-Typ einhergeht, sind die Investitionsgelder, die sehr gering ausfallen können. Der vierte ICO-Typ ist der ICO, der überhaupt nicht stattfindet. Viele verzichten aufgrund der mit einem ICO verbunden Unabwägbarkeiten und nehmen eine abwartende Haltung ein, bis ein transparenteres regulatorisches Umfeld entsteht. Viele Unternehmen halten sich zurück und entscheiden sich dafür, dass die bekannten und unbekannten Kosten derzeit zu hoch sind, die für einen konformen ICO aufzubringen sind.
Selbstregulierende ICOs
Doch eine global einheitliche Regulierung ist derzeit noch nicht absehbar. Die Analysten schlagen für die Unternehmen vor, die nicht einfach passiv bleiben wollen, dass sich die ICOs selbst regulieren. Hierfür soll die Plattform iComplyICO dienen, welche die Durchführung von ICOs mit automatisierter Compliance ermöglicht. Mithilfe dieser Plattform werden vor einem Token-Sale eines ICOs die Regeln dafür, wer die Token halten und handeln darf, in die digitalen Token kodiert. Einzelpersonen, die die Token kaufen möchten, müssen erst nachweisen, dass sie die Anforderungen erfüllen und müssen hierfür ihre Identität nachweisen.