Innerhalb von drei bis fünf Jahren wird Schweden zu einer bargeldlosen Gesellschaft
Bereits seit Jahren experimentiert Schweden mit dem Verlust des Bargelds aus der Öffentlichkeit. Cecilia Skingsley ist Mitglied der schwedischen Notenbank und dort auch stimmberechtigt. Sie äußerte, dass Schweden innerhalb von drei bis fünf Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer bargeldlosen Gesellschaft wird. Mit dieser Aussage fachte sie die Debatte um die möglichen Folgen einer Verbannung des Bargelds im täglichen Gebrauch wieder an. Die Riksbank forscht an einem Lösungsansatz: Die Herausgabe einer staatlichen Kryptowährung, die sogenannte e-krona.
Bargeld wird immer seltener genutzt
Aktuell werden digitale Bezahlmethoden wie EC-oder Kreditkartenzahlungen vermehrt gebraucht – Bargeld hingegen wird immer seltener genutzt. In Schweden hat der Bürger im Jahr 2018 durchschnittlich 461,5 digitale Zahlungen getätigt. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie, die sich mit den globalen Zahlungsgewohnheiten beschäftigt. Mit dieser Tatsache liegt das skandinavische Land zum ersten Mal vor den Vereinigten Staaten.
Die Regierung des Landes beschäftigt sich mit den politischen und ökonomischen Fragen, die sich automatisch beim Wegfall des einzigen gesetzlichen Zahlungsmittels stellen. Gleichzeitig schwört die Bevölkerung Schwedens dem Bargeld immer mehr ab. Wie in den meisten anderen Ländern, besteht auch in Schweden ausschließlich für Bargeld Annahmezwang.
Bald nur noch kaum Unternehmen, die Bargeld annehmen
Nun wurde die Debatte um die Folgen einer Gesellschaft ohne Bargeld durch die Aussage des Riksbank-Vorstandes Skingsley wieder angefacht. Die Notenbank Schwedens will das Bargeld zwar nicht abschaffen, wie Reuters berichtete. Jedoch würde es bald kaum noch Unternehmen geben, die Bargeld annehmen, wenn die Nutzung weiterhin so stark zurückgeht, wie es aktuell der Fall ist.
Aus diesem Umstand ergibt sich die Frage, wie eine Gesellschaft damit umgeht. Schweden schlägt dazu einige Lösungsansätze vor, einer davon ist die Etablierung einer staatlichen Digitalwährung, der e-krona. Die Etablierung einer staatlichen Kryptowährung dürfte bei Bitcoin-Enthusiasten keine große Freude auslösen. Jedoch ist es momentan überhaupt nicht realistisch, dass Zentralbanken freiwillig auf das Monopol auf die Geldschöpfung verzichten. Immerhin kann man durch den Einsatz bestimmter geldpolitischer Maßnahmen auf Rezessionen flexibel reagieren.
Gefahr, dass das Geld in Zukunft privatisiert wird
Dass Digitalwährungen wie Bitcoin die Antwort auf ein Verschwinden des Bargelds sein können, macht allerdings auch Skingsley skeptisch. Dass Kryptowährungen allerdings Konkurrenz darstellen, dessen ist sie sich bewusst. Sie äußerte, dass man etwas tun müsse. Sonst würde zukünftig das Geld privatisiert werden. Skingley zufolge bietet digitales Zentralbankgeld attraktive Optionen, geldpolitische Maßnahmen effektiver zu machen.
Die digitale Zentralbankwährung könnte das Kerngeschäft der Notenbank von Grund auf verändern, wie die Riksbank in einem Bericht zur e-krona schreibt. Die Zentralbank könnte die e-krona zum Beispiel direkt an die Bürger ausgeben, wodurch Geschäftsbanken keine vermittelnde Rolle mehr spielen bräuchten. Für den Finanzsektor hätte eine solche Änderung des Systems weitreichende Implikationen.
Letztlich hängt die Zukunft von Digitalwährungen nicht davon ab, wie erfolgreich Zentralbanken und Regierungen eigene konkurrierende Produkte herausbringen. Wie die Geschichte ausgeht, kann man heute noch nicht wissen. Denn bislang hat es in der Geschichte des Geldes noch keinen echten Währungswettbewerb gegeben, wie ihn die Österreichische Schule für Nationalökonomie immer gefordert hat. Dass viele den Anwendungsfall von Bitcoin genau darin sehen, solch einen Wettbewerb entstehen zu lassen, macht es besonders spannend, sich mit der Kryptowährung auseinanderzusetzen.