Wird Bitcoin als eine legitime Währungsform angesehen?
In der Krypto-Welt sorgte kürzlich eine – wenn auch politisch gesehen wenig bedeutende – Nachricht für großen Aufruhr. Mehrere Brancheseiten, unter anderem auch das renommierte Wall Street Journal, berichteten Ende November, dass Ohio als erster US-Bundesstaat die Begleichung von Steuerzahlungen mit Bitcoin erlaubt.
Die Website ohiocrypto.com wurde neu eingerichtet und soll Unternehmen, aber auch bald Privatpersonen die Möglichkeit bieten, sich zu registrieren, um Steuerforderungen des Staats in Bitcoin, der bedeutendsten Kryptowährung zu begleichen.
An dieser Stelle sei als Hintergrundinformation erwähnt, dass der im Nordosten liegende Staat Ohio seit den 1970er-Jahren von einer untergehenden Schwerindustrie geprägt ist und dass immer mehr Bewohner des Staats auswandern, da die Zukunftschancen immer weiter sinken. Beispiele für den Abstieg der ältesten Industrieregionen sind einerseits das ehemalige Stahlzentrum Cleveland in Ohio und zum anderen die Autostadt Detroit in Michigan.
Bitcoin als eine legitime Währungsform
Die Mitteilung, dass der Bitcoin und die Blockchain-Technologie staatlich gefördert werden, kam demnach gerade im richtigen Moment. Der republikanische Finanzminister Ohios, Josh Mandel, erklärte, dass er Bitcoin als eine legitime Währungsform ansieht. Er sehe das neue Programm als eine Chance für Ohio. Der Staat könnte somit eine wichtige Position in der Krypto-Welt einnehmen. In den US-Bundesstaaten Georgia, Arizona und Illinois prüfte man ähnliche Schritte durch, jedoch scheiterten in den Parlamenten die Gesetzesentwürfe.
Der Schritt von Ohio wurde von der Krypto-Szene wie erwartet positiv begrüßt, im Web feierten Krypto-Fans bereits den Bundesstaat, denn mit dem Programm Ohios geht hervor, dass die Technik des Bitcoin in der breiten Öffentlichkeit angekommen ist und von jedermann genutzt werden kann. Wie der Chef des Analyse-Unternehmens Coin Center, Jerry Brito, erklärte, könne die Technik auch von der Regierung genutzt werden.
Lediglich gutes Marketing?
Die Anleger rechnen jedoch nicht damit, dass Ohios Schritte nun dazu führen, dass Kryptowährungen im Mainstream ankommen und auch gleich die gängigen Zahlungsmittel Euro und Dollar ablösen. Immerhin fiel der Bitcoin erst kürzlich auf ein neues Jahrestief. Schaut man genau hin, zeigt der Fall aus Ohio einerseits auf, was in der Krypto-Welt schief läuft und macht andererseits deutlich, dass es sich bei der Mitteilung lediglich um gutes Marketing handelt.
Denn der Bitcoin wird durch Ohio nicht legal. Das Finanzministerium arbeitet stattdessen mit dem Unternehmen BitPay aus Atlanta in Georgia zusammen. Die Firma ist der Marktführer für Bitcoin-Zahlungen und arbeitet mit vielerlei Online-Händlern zusammen. Die Zahlungen werden an BitPay übermittelt und die Firma wandelt diese dann gegen eine Gebühr für die Staatskasse in Dollar um. Folglich bedeutet dies, dass der Bundesstaat Ohio es lediglich erlaubt, Bitcoin umzutauschen, um Steuern zu bezahlen.
Und das macht einen großen Unterschied. Denn wenn ein Unternehmen zu Beginn des Jahres auf dem Konto ein Bitcoin-Vermögen hat, könnte es jeden Monat einen fixen Betrag zurücklegen, um im Falle einer Bitcoin-Steuerforderung diese zu begleichen. Wenn dann aber das Finanzamt zum Jahresende einen Dollar-Betrag einfordert, war es das mit der Planungssicherheit. Und weil der Kurs des Bitcoin momentan sehr stark schwankt, kann der geforderte Betrag extrem in die Höhe steigen.
Analyse zeigt: Steuern können nicht in Kryptowährungen beglichen werden
Dass es nicht möglich ist, Steuern in Kryptowährungen zu begleichen, dessen ist sich nach einer Analyse auch die Schweizer Großbank UBS sicher. Das Umtauschangebot sei im Vergleich zu der rechtlichen Situation, die bislang vorherrschte, kein Fortschritt. Die UBS äußerte, dass Steuerzahler auch Euros oder Wertgegenstände wie Schmuck verkaufen könnten, um dafür Dollar zu erhalten und ihre Steuerschuld damit zu begleichen. Ein ziemlich ernüchterndes Ergebnis. Dieser Fall ist nur einer von vielen vielversprechenden Ankündigungen, die sich letztlich als Marketing-Gag oder schlimmer noch, als Betrugsmasche entpuppten.