Walmart-Währung bietet eine Art Guthabenkonto
Nachdem Facebook sein Währungsprojekt Libra präsentiert hat, will nun ein weiterer Konzern eine eigene Kryptowährung herausgeben. Es handelt sich hierbei um den Lebensmittelriesen Walmart aus den USA. Die US-Behörden veröffentlichten bereits einen entsprechenden Patentantrag. In diesem heißt es, dass Kunden mit der Währung eine Art Guthabenkonto erhalten, mit welcher auch in anderen Supermarktketten bezahlt werden kann.
Kritische Stimmen gegen Konzern-Kryptos
Dass Konzerne Kryptowährungen herausbringen, lässt kritische Stimmen laut werden. Die Herausgabe von Geld müsse vom Staat kontrolliert werden und nicht von Privatunternehmen, so heißt es. Davon lassen sich die Walmart-Betreiber wohl nur wenig beeindrucken, denn der Konzern scheint derzeit tatsächlich eine eigene Digitalwährung vorzubereiten, wie zahlreiche Nachrichten weltweit berichten.
Der Patentantrag wurde am 1. August veröffentlicht. Darin heißt es, dass die Währung den Walmart-Kunden eine Art Gratis-, vielleicht auch verzinstes Guthabenkonto zur Verfügung stellen. Auf dieses sollen die Kunden beim Einkaufen zurückgreifen können.
Auch Bargeldabhebungen sollen möglich sein
Aus dem Patentantrag geht außerdem hervor, dass hinter der Kryptowährung noch viel mehr steckt, als bloß ein Prepaid-System für Lebensmittel. Die Walmart-Währung könnte auch in weiteren Geschäften Verwendung finden, indem mehrere Akzeptanzstellen entwickelt werden. Kunden soll hier nicht nur die einfache Möglichkeit geboten werden, mit dem Walmart-Coin bezahlen zu können, sondern auch Bargeld abzuheben. Hierbei sollen nicht nur der US-Dollar, sondern auch weitere digitalen Währungen eingesetzt werden.
Hiermit möchte man wohl Menschen Bankdienstleistungen anbieten, die sonst keinen Zugang zu Finanzdienstleistern haben. Vor allem einkommens- und sozial-schwächere leiden aktuell unter den teils hohen Gebühren für Kreditkarten und Bankkarten in den USA. Diese Personen stellen für Walmart eine bedeutende Zielgruppe dar. Kunden würde somit eine Alternative geboten, Vermögen mithilfe einer Institution zu verwalten, welche das Meiste des täglichen Produkt- und Finanzbedarfs abdeckt. Damit wären teure Kreditkarten passé.
Werden herkömmliche Geschäftsbanken von internationalen Konzernen abgelöst?
Konzerne scheinen sich immer fokussierter dem Bereich der Finanzdienstleistungen zu widmen, womit sich die Vision realisierten könnte, dass in Zukunft herkömmliche Geschäftsbanken von internationalen Konzernen abgelöst werden. Auch das Libra-Projekt hatte sich zum Ziel gesetzt, Menschen miteinander zu verknüpfen, die keinen Zugang zu Bank- und Sparkonten haben. Sollte Facebook dieses Ziel erreichen, würde das soziale Netzwerk zu einer der weltweit größten Banken werden. Walmart dürfte Ähnliches anstreben.
Walmart gilt als Vorreiter
Doch die Entwicklung des Walmart-Coins steckt noch in den Kinderschuhen – anders als bei Libra. Der Supermarkt-Konzern zeigt sich allerdings ehrgeizig und wird vermutlich die aktuellen Pläne nicht umwerfen. Immerhin gilt das US-Unternehmen auch im Bereich anderer technologischer Innovationen als Vorreiter. Walmart kooperiert unter anderem mit dem Software-Riesen IBM und neuerdings auch mit der Plattform VeChain aus Singapur. Die Supermarktkette setzt im Rahmen dieser beiden Projekte dezentrale Lösungen im Management der Lieferketten ein und ermöglicht so einen hohen Sicherheitsstandard für die angebotenen Lebensmittel.
Experten gehen davon aus, dass die geplante Digitalwährung des Lebensmittelhändlers weniger Widerstand bei den Aufsichtsbehörden erfahren wird als Libra. Immerhin könnten auch einkommensschwache Haushalte in der Kryptowährung eine Alternative finden, die sonst von Banken zurückgewiesen werden.