Blockchain-Kreditunternehmen aus Berlin startet Security Token Offering
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (kurz BaFin) hat erstmals eine Genehmigung für eine virtuelle Finanzierungsrunde vergeben und begibt sich damit auf ein neues Terrain. Bitbond ist ein Blockchain-Start-up aus Berlin, das nun erstmals die Erlaubnis erhalten hat, virtuelle Wertpapiere auszugeben. Der deutsche Unternehmer Radoslav Albrecht kann sich freuen, er ist Chef des Start-ups und darf als erster Unternehmer aus Deutschland digitalisierte Wertpapiere, sogenannte tokenisierte Schuldverschreibungen, auf den Markt bringen.
Dieses Ereignis hat lange auf sich warten lassen, denn bislang betrachtete die BaFin virtuelle Finanzierungsrunden kritisch. Viele Firmen haben bereits der Behörde ihre Projekte vorgestellt, doch wenn überhaupt, gab es ein Schreiben, das die Nichtzuständigkeit erklärt. Nachdem es im vergangenen Jahr zu mehreren Skandalen unter den Anlegern kam, sehen die Aufseher nun den Bedarf, ihre Rolle zu verstärken. Bitbond ist das erste Unternehmen, das von der BaFin ein OK bekommt.
Eine innovative Art, Geld zu versenden
Bitbond hat hierauf lange hingearbeitet. Die Plattform wurde bereits im Jahr 2013 gegründet und vermittelt Kredite an Kleinunternehmer und Selbstständige. Wie das Geld versandt wird, ist besonders innovativ: Bitbond konvertiert Euro und Dollar in digitale Währungen und sendet diese in das Land, das diese empfangen soll und tauscht die Kryptowährung dann gegen die Währung des Landes um. Albrecht erklärt, dass das Angebot der Firma dadurch günstiger und schneller wird, als wenn man das herkömmliche Zahlungssystem für den Verkehr nutzen würde.
Das Start-up braucht vor allem für die Kreditvergabe neues Geld, aber auch um das Wachstum des Unternehmens voranzutreiben. Bereits vor zweieinhalb Jahren hat Bitbond für das Kreditgeschäft die Erlaubnis zur Anlagenvermittlung von der BaFin erhalten. Das Blockchain-begeisterte Unternehmen hat sich allerdings dafür entschieden, virtuelle Schuldverschreibungen im Rahmen eines Security Token Offerings auszugeben, anstatt Aktien auszugeben.
Klassische Finanzierung soll zusätzlichen Schutz bieten
Anfang März soll die Zeichnungsfrist für die Bitbond-Token starten. Die Laufzeit der Schuldverschreibungen beträgt zehn Jahre, vier Prozent Zinsen soll es pro Jahr geben. Die Zinsen werden in der Kryptowährung Stellar Lumens ausgezahlt und nicht in Euro. Auch die Einlage wird in Stellar Lumens rückerstattet, womit ein Kursrisiko für Investoren besteht. Der Chef des Start-ups berichtet außerdem, dass die Verhandlungen mit mehreren renommierten Banken über eine zusätzliche klassische Finanzierung sehr weit vorangekommen sind.
Bislang fanden die meisten virtuellen Investments in Form von Initial Coin Offerings (ICOs) statt. Dies geschah jedoch inoffiziell und hinter dem Rücken der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht oder unregulierte Token wurden herausgegeben, die als digitale Gutscheine fungierten. Somit ist Bitbond nicht das erste Unternehmen aus Deutschland, das sich Geld per Krypto-Finanzierung beschafft.
Mittlerweile ist der Markt der ICOs zusammengebrochen
Die BaFin gab Ende des Jahres 2017 eine Warnung heraus, dass für die Käufer immense Risiken bestünden, da die Anbieter oft unzureichende Informationen herausgeben, die für die Anleger nicht klar verständlich oder gar irreführend seien. Viele ICOs scheiterten kläglich und mehrere Tausend Anleger warten immer noch darauf, dass ihre Gelder zurückgezahlt werden. Der ICO-Markt ist mittlerweile zusammengebrochen.
Zu den Projekten aus alten Tagen will Bitbond nun einen Unterschied machen. Die BaFin hat das Prospekt genehmigt, das Bitbond erstellen musste, da es sich bei den virtuellen Token der Firma um Wertpapiere handelt. Hinter diesen Token stehen herkömmliche Schuldverschreibungen. Tokenisierte Namenschuldverschreibungen sind als Wertpapier zu verstehen, wenn man unsere aktuelle Rechtsfassung beachtet, erklärt eine Sprecherin der BaFin. Nun wird ein Instrument, dessen Ausgestaltung einer Vermögensanlage gleicht, wird als frei übertragbarer und handelbarer Token digitalisiert.
Bisher war es ein großes Hindernis für die Digitalisierung der Unternehmensfinanzierung, dass eine Urkunde aus Papier notwendig war. Doch nun gibt es eine Änderung diesbezüglich mit der Tokenisierung. Indem der Blockchain-Token die Rolle eines Legitimationsnachweises übernimmt, ersetzt er die Urkunde.