Die kryptographische Verkettung einzelner Blöcke hat ihren Ursprung im Jahr 1991
Anders als viele vielleicht vermuten, gab es die Blockchain schon lange vor dem Bitcoin. Mit der steigenden Bekanntheit von Bitcoin wurde auch die Blockchain-Technologie bekannter – das stimmt – doch die Idee von einer Kette von Transaktionsblöcken, die dezentral und kryptografisch abgesichert ist, ist bereits viel älter. Bereits 17 Jahre vor der Veröffentlichung des Bitcoin Whitepapers von Satoshi Nakomoto betrieben W. Scott Stornetta und Stuart Haber, zwei Forscher, im Jahr 1991 Grundlagenforschung zur kryptografischen Verkettung einzelner Transaktionsblöcke. Die beiden Forscher befassten sich mit dem Problem der Urheberschaft im digitalen Zeitalter.
Sie veröffentlichten eine Arbeit mit dem Titel „How to time-stamp a digital document“, welche eine Antwort auf die Frage sucht, wie man bestätigen kann, wann ein Dokument zuletzt erstellt oder geändert wurde. Bereits damals war der Blick auf eine Welt gelenkt, in der digitale Text-, Bild-, Video- und Audiodokumente auf leicht veränderbaren Medien existieren. Sie erkannten, dass ein Problem vorliegen würde, da nicht das Medium, sondern die Daten selbst mit einem Zeitstempel versehen werden müssen.
Resistent gegen Manipulationen wie ein Labornotizbuch
Stornetta und Haber beleuchten ein anerkanntes Verfahren zur Zeitstempelung von wissenschaftlichen Ideen. Täglich erstellte Notizen dieser Ideen werden in einem Labornotizbuch festgehalten. Diese werden nacheinander eingetragen, allesamt sind sie mit einem Datum versehen. In diesem Notizbuch bleibt keine Seite leer. Da alle Seiten des Buches fortlaufend nummeriert und zudem eingenäht sind, ist es schwierig, den Datensatz zu manipulieren ohne sichtbare Spuren zu hinterlassen. Die Gültigkeit der Forderung wird sogar weiter erhöht, wenn ein Notar regelmäßig das Notizbuch stempelt und es von einem Geschäftsführer geprüft und unterschrieben wird.
Das beleuchtete Verfahren und die tadellose Rückverfolgbarkeit von Einträgen, die resistent gegen Manipulationen und die steigende Gültigkeit sind, welche durch eine fortlaufende Überprüfung des Notizbuches durch eine unabhängige Partei gewährleistet wird, ist auch in der Blockchain aufzufinden. Die kryptografische Aneinanderreihung der Blöcke der Technologie erinnert an die einzelnen Seiten des Labor-Buches, welche, dadurch dass sie eingenäht sind, den Blöcken entsprechen. Und die Kontroll- bzw. Konsensmechanismen einer Blockchain gleichen wiederum dem regelmäßigen Absegnen des Buches und jeder neuen Seite durch eine dritte Instanz.
Bereits 15 Jahre vor dem Bitcoin wurde ein digitaler Zeitstempel ermöglicht
Geleitet von diesen Überlegungen, gründeten die beiden Forscher im Jahr 1993 ein Unternehmen, das heute wohl durchaus als Blockchain-Unternehmen gelten würde. Das Unternehmen „Surety“ ermöglichte bereits 15 Jahre vor dem Bitcoin einen digitalen Zeitstempel, der die Zeitpunkte der Erstellung und Änderung digitaler Dokumente verfolgt. Nutzer können so Daten auf ihrem Rechner kryptografisch absichern, indem eine Art digitaler Fingerabdruck entsteht. Dieser wird in Form eines Hashs an die Datenbank „AbsoluteProof“ geschickt und dort archiviert. Diese „Fingerabdrücke“ bilden eine Kette aus Hash-Werten, dessen einzelne Einträge unmöglich manipuliert werden können, ohne dass die gesamte Kette ungültig wäre.
Surety macht die Integrität der Datenbank öffentlich überprüfbar, indem der aktuelle Hash-Wert in der New York Times, der weltweit größten Tageszeitung, veröffentlicht wird. Der einzigartige Versiegelungsprozess von Surety wird also so stark überwacht, dass es unmöglich ist, zuvor versiegelte Inhalte einfach so zu ändern. Der Integritätswert ist einer öffentlichen Bitcoin-Adresse keineswegs unähnlich und hat die Form eines Base64-Hashs. Doch auch wenn das Unternehmen nicht gänzlich ohne einen zentralen Server auskommt, kann man Surety durchaus als längste bestehende Blockchain bezeichnen.