Transparente Abstimmungen mittels Blockchain
Die indische Börse testet eine Blockchain-Plattform zur Durchführung von E-Abstimmungen für börsennotierte Unternehmen, die von Elemential Labs entwickelt wurde. Im Rahmen des Pilotprojekts sollen die Nutzung der Plattform und die Tokenisierung von Stimmrechten getestet werden, um die Regulierungsbehörde und die Firma, Register- und Transferstelle miteinander zu verbinden. Tokenisierte Abstimmungen seien einfach zu übertragen und auch zu vertreten. Man will mit dem Test bewerten können, wie einfach oder schwer es ist, mittels Blockchain das Abstimmungsverfahren zu überprüfen.
Das Blockchain-System bietet Funktionen, die die Börse in ein Umfeld bringen können, das verbesserte Unternehmens-Konformität und -Governance bietet. Dadurch, dass eine Blockchain unveränderlich ist, kann sichergestellt werden, dass alle Maßnahmen eines Netzwerkteilnehmers für die Regulierungsbehörde transparent sind. Smart Contracts ermöglichen zudem, eine Synchronisation des Abstimmungsprozesses zwischen der Regulierungsbehörde und dem Unternehmen in Echtzeit.
Eine klare Unternehmens-Governance und hohe Transparenz
Die indische Börse (NSE) übernimmt die Entwicklung und Verwaltung der Frontend-Anwendung des Systems. Die Plattform von Elemential Labs nutzt das Hyperledger Framework. Auch der CEO von Elemential äußerte sich positiv zur Blockchain, die die Fähigkeit besäße, in Echtzeit regulatorische Konformität sicherzustellen und eine klare Unternehmens-Governance und hohe Transparenz zu bieten. Dies sei laut dem CEO ein Betriebsstandard, den die meisten Unternehmen anstreben.
Eine Blockchain-Abstimmung unterscheidet sich gegenüber einer zentral organisierten Wahl vor allem in dem Punkt, dass es keine übergeordnete Instanz gibt. Wo in Deutschland noch ein hohes Vertrauen in die Institutionen herrscht, kämpft man in anderen Ländern mit Korruption und schweren Vorwürfen des Wahlbetrugs.
Ist Bundestagswahl mittels Blockchain möglich?
Jedoch ist die Digitalisierung von Wahlen noch ein schwieriges Thema – eine digitale Bundestagswahl mittels Blockchain scheitert in Deutschland noch an den Sicherheitsproblemen. Außerdem wäre eine solche Blockchain-Wahl nach aktueller Rechtsprechung mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht erlaubt. 2009 entschied das Bundesverfassungsgericht, dass teilweise eingesetzte Wahlcomputer bis dato nicht dem deutschen Wahlrecht entsprechen. Außerdem sei es für Wähler ohne technische Kenntnisse nicht ausreichend nachzuvollziehen, was mit ihrer Stimme innerhalb des Computers passiere. Die Blockchain dürfte nicht weniger komplex zu verstehen sein…
Doch angesichts dessen, dass unser bestehendes Wahlsystem immer unsicherer wird – was womöglich an dem steigenden Anteil an Briefwählern liegt – wird deutlich, dass ein Bedürfnis nach Flexibilität besteht. Eine digitale Wahl könnte diesem nachkommen. Eine Briefwahl, die die Wahlentscheidung vom Wahlbüro in den Privatbereich verlegt, kann die Freiheit und Geheimheit der Wahl gefährden. Man kann so nicht nachprüfen, wer das Kreuz gesetzt und den Brief abgeschickt hat. Es ist sogar theoretisch möglich, unbemerkt die Wahlunterlagen von jemandem anzufordern, von dem man weiß, dass derjenige nicht an der Wahl teilnimmt, um dann für diese Person abzustimmen.
Das Wahlsystem braucht eine Veränderung, das steht fest. Ob digitale Wahlen mittels Blockchain eines Tages realisiert werden, bleibt abzuwarten.