Mit den Coins deutscher Start-ups werden keine hohe Renditen erzielt
Im Jahr 2017 erlebten Kryptowährungen ein Hoch. Anleger investierten jedoch nicht bloß in Bitcoin, sondern kauften auch für Milliarden Dollar Münzen von Start-ups. Denn über die dezentrale Blockchain bleibt die Beteiligung an Start-ups nicht nur professionellen Risikoinvestoren vorbehalten, auch Privatanleger haben die Möglichkeit, sich zu beteiligen. Dabei investieren diese in sogenannte Initial Coin Offerings (ICOs).
Doch nun zeigen Auswertungen einer Analyse der WirtschaftsWoche, dass mit den Coins deutscher Start-ups keineswegs hohe Renditen erzielt werden, sondern bis Anfang September bis zu 90 Prozent der Investitionen verloren gingen. In Deutschland haben bislang lediglich acht Start-ups einen ICO abgeschlossen. Andere deutsche ICOs haben ihren Firmensitz nicht in Deutschland, sondern führten diesen über rechtlich unabhängige Gesellschaften im Ausland durch.
Nur zwei von acht ICOs konnten den Wert ihrer Coins stabil halten
Und von den ICOs, die tatsächlich aus Deutschland heraus organisiert wurden, konnten nur zwei den Wert ihrer Coins stabil an den Krypto-Börsen halten. Hierbei handelt es sich um die beiden Blockchain-Projekte Wysker und Neufund aus Berlin. Wysker ist eine Shopping-App und Neufund arbeitet an einer Finanzierungsplattform. Fünf Projekte verloren zwischen 40 und 92 Prozent an Wert. Die Münze von einem der Projekte wurde bislang an keiner offiziellen Krypto-Börse gelistet.
Anders als bei einem klassischen Börsengang müssen sich die Start-ups nach einem ICO aktiv darum bemühen, ihre Coins an Krypto-Börsen zu listen und für Anleger handelbar zu machen.
Einheitliche ICO-Regulierung ist längst fällig
Weil ICOs aber immer wieder von Betrügern eingesetzt werden, braucht es einen gesetzlichen Rahmen und Richtlinien für die Crowdfunding-Projekte. Dieser soll für Investoren und Anbieter neuer Kryptowährungen Sicherheit schaffen und außerdem dem gesamten Sektor eine rechtliche Legitimation verschaffen. Anfang September berieten sich die Mitglieder des Europäischen Parlaments erneut über Möglichkeiten zur Regulierung. Es wird derzeit ein konkreter Vorschlag diskutiert, der einen neuen Standard setzen könnte, der EU-weit gilt.
Der Gesetzesentwurf fordert Regeln für Public Token Sales, die weniger als 8 Millionen Euro einnehmen. Damit will man eine Einnahme-Obergrenze schaffen. Crowdfunding-Plattformen sollen sich dazu an europaweit Know-Your-Customer- und Anti-Geldwäsche-Standards halten.
Frankreich verabschiedet ein eigenes ICO-Gesetz
Frankreich verabschiedete nun als erstes großes Land ein eigenes ICO-Gesetz, welches es Unternehmen leicht machen soll, ICOs durchzuführen. ICO-Projekte können nun eine Lizenz bei der Autorité des marchés financiers (AMF) beantragen, welche mit der amerikanischen Börsenaufsicht (SEC) oder mit der deutschen BaFin vergleichbar ist.
Die Bedingungen hierfür sind relativ einfach gehalten. Wurde eine Lizenz erteilt, wird das ICO-Projekt auf einer Whitelist der AMF gelistet. Zudem erhält man dadurch auch die Möglichkeit, ein Bankkonto zu eröffnen. Die Prüfung durch die AMF ist dabei freiwillig. Ein Erwerb einer Lizenz ist folglich nicht zwingend erforderlich. Unternehmen, die nur einen Utility Token ausgeben wollen, können ebenfalls eine Lizenz beantragen. Projekte, die als Security Token eingestuft werden, müssen sich nicht an die Wertpapiergesetze halten, also müssen sich diese auch nicht an das neue ICO-Gesetz halten.
Es bleibt abzuwarten, ob der Weg der Franzosen gut funktioniert und ob sich Deutschland und die EU an dem Weg orientieren werden. Weil Utility Token eher mit Bonuspunkten zu vergleichen sind, ist es hier nicht nötig, ähnliche bürokratische Hürden zu meistern wie bei einem Security Token, den man eher mit einem Wertpapier vergleichen kann.