Kann die Blockchain Wahlen tatsächlich vor Manipulationen sichern?
Zuletzt gab es immer wieder Meldungen über Blockchain-Wahlen. West Virginia führte bereits im Mai eine Wahl per Blockchain durch. In Zug, dem Schweizer Krypto-Valley, soll die Blockchain-basierende Testwahl ein Erfolg gewesen sein, wie der Leiter der Kommunikation der Stadt mitteilte. Auch Südkorea plant, die Technologie für Wahlen einzusetzen und erst kürzlich kündigte eine Gruppe brasilianischer Fintechs an, bei ihrer Vorstandswahl per Blockchain zu wählen.
Indem Blockchains bei Wahlen eingesetzt werden, kann die Transparenz gesteigert werden und Sicherheit gegen Fälschungen geboten werden. Jedoch ist die Blockchain nicht die Lösung für alles Unheil. Da Blockchain-basierte Wahlen meist im Internet stattfinden und die Wähler online abstimmen, werden die Stimmen digital übertragen und auf einer Blockchain gesichert. Die Blockchain ist zwar sicher – die Datenübertragung jedoch nicht. Angreifer könnten den Übermittlungsprozess hacken und die Stimmen manipulieren. MyEtherWallet wurde bereits Opfer einer solchen Datenübertragung. Hacker leiteten die MyEtherWallet-Besucher auf eine Phishing-Website weiter und konnten so Token stehlen.
Ist Anonymität oder Transparenz wichtiger?
Aber auch die Identifizierung stellt ein Problem dar, welches nicht unbedingt Blockchain-spezifisch ist. Blockchain-IDs könnten sicherstellen, dass es sich bei einem Wähler auch tatsächlich um diesen handelt. Da öffentliche Blockchains Anonymität erschweren und private Blockchains hingegen Transparenz erschweren – weil nur eine bestimmte Gruppe die Stimmen einsehen kann – taucht ein weiteres Problem auf. Die Ausrichter der Wahlen müssen sich folglich entscheiden, welcher Schwerpunkt am wichtigsten ist.
Zum Thema Blockchain-Wahlen wurden aber auch kritische Stimmen laut, die sich gegen den Einsatz von Blockchain bei Wahlen äußern. Um Unfälle und Böswilligkeit bei Wahlen wirksam zu verhindern, soll eine Lösung her, die nicht anfällig für Hacks, sondern zuverlässig ist. So mancher meint, dass der einzige Weg hierbei ist, so viel wie möglich vom System auf Papier zu sichern. Die bisherigen Bemühungen um die Automatisierung des Wahlsystems könnten eine Botschaft über die möglichen Gefahren einer solchen Transformation vermitteln.
Elektronische Wahl-Automaten weisen noch große Schwachstellen auf
Die Staaten Ohio und Kalifornien führten im Jahr 2007 bereits umfassende Prüfungen ihrer elektronischen Wahl-Geräte durch und kamen zu Ergebnissen, die eher negativ als positiv waren. Es wurden verschiedenste Schwachstellen ausfindig gemacht, die unter anderem mögliche Änderungen an Abstimmungsergebnissen, das Löschen von Auditprotokollen und dem Laden von Schadsoftware auf die Systeme umfassten. Auch im Jahr 2017 wurden elektronische Wahl-Automaten kompromittiert. Die Defcon Hacker-Konferenz forderte die Teilnehmer aus, 25 Geräte zu hacken, wobei es gelang, schädliche Software auf Geräte zu laden, die Stimmenzahl anonym zu manipulieren und die Geräte zum Absturz zu bringen.
Folglich lässt sich feststellen, dass Blockchain-basierte Wahlen zwar Fälschungssicherheit garantieren können, jedoch der Fokus vielmehr darauf liegen sollte, die Datenübertragung zu verbessern. Wahlen brauchen ein ganzheitliches System, bei welchem die Blockchain-Technologie lediglich einen Teil der Lösung darstellt. Unter anderem braucht man ID-Systeme und sichere Datenübertragung.