„Monetary Dialogue“: Die Zukunft virtueller Währungen
Wissenschaftler des Kieler Instituts für Weltwirtschaft stufen digitale Zentralbankwährungen als Chance für ein stabileres Finanzsystem ein, wohingegen sie Kryptowährungen diese absprechen.
In einer Analyse, welche für das europäische Parlament erstellt wurde und für den am 9. Juli stattgefundenen „Monetary Dialogue“ als Orientationshilfe dienen sollte, wurden in einer Analyse digitale bzw. virtuellen Währungen von Kryptowährungen abgegrenzt. Digitale Währung ist ein genereller Begriff, Kryptowährung hingegen ist eine besondere Form der digitalen Währung. Um Transaktionen zu verifizieren und zu autorisieren, nutzen Kryptowährungen kryptografische Funktionen. Dies trifft nicht auf alle digitalen Währungen zu. Diese zeichnen sich nur dadurch aus, dass sie Teil eines Computersystems sind.
Können Kryptowährungen staatliche Währungen ersetzen?
Es gibt Zweifel, dass Kryptowährungen staatliche Währungen ersetzen können. Kryptowährungen wie Bitcoin stellen den Forschern nach keine wirkliche Alternative zu klassischen Zentralbankwährungen dar und können diese nicht annähernd ersetzen. Die Technologie sei wegen ihrer Skalierbarkeit sehr stark eingegrenzt. Außerdem sei es finanziell nicht möglich, auch nur einen kleinen Teil der Transaktionen, die über traditionelle Währungen abgewickelt werden, über Kryptowährungen abzuwickeln.
Hinzu kommt, dass Kryptowährungen für Finanzspekulationen genutzt werden, nicht jedoch als Tauschmittel. Man könne sie nicht auf rationale Art bewerten, weil ihnen kein fester Wert zugrunde läge. Die Folge daraus sind starke Kursschwankungen. Durch unzureichende Regulierung wird die Intransparenz sogar noch verstärkt. Die Wissenschaftler aus Kiel sehen jedoch für die von Zentralbanken herausgegebenen Digitalwährungen Chancen, und glauben, dass diese das Finanzsystem sogar stabilisieren könnten.
Die Forscher räumen einer Central Bank Digital Currency (CBDC) disruptives Potenzial ein. Das aktuelle Bankensystem wäre herausgefordert, wenn immer mehr Marktteilnehmer ihr Vermögen anstatt auf Bankkonten, in Form digitaler Währung lagern würden. Die Banken müssten sich verlässlichere Finanzierungsquellen als die Einlagen ihrer Kunden suchen.
Die Zukunft virtueller Währungen
Während des „Monetary Dialogue“ am 9. Juli wurde die Zukunft virtueller Währungen diskutiert und schlussgefolgert, dass insbesondere Bitcoin und Altcoins eine Form von privatem Geld seien und technologische Vorteile genießen, wie unter anderem schnelle und günstige Transaktionen, die global genutzt werden können. Virtuelle Währungen sollten deswegen von Regulierungsbehörden wie jedes andere Finanzinstrument im Verhältnis zu dessen Marktbedeutung, Komplexität und den verbundenen Risiken behandelt werden. Die Vorschriften sollten global über alle Rechtsordnungen vereinheitlicht werden.
Außerdem wurde diskutiert, ob Kryptowährungen in Zukunft mit staatlich ausgegebenen Geld koexistieren können. Belgische Forscher vermuten, dass Kryptowährungen sich zunehmend an Beliebtheit erfreuen werden und eine Koexistenz durchaus möglich ist. Indem Kryptowährungen als Disziplinierungsinstrument für die Zentralbanken agieren, könnten sie sogar einen positiven Effekt haben, indem sie das Monopol brechen.
Kein unmittelbares Risiko für staatlich ausgegebene Währungen
Letztlich kommen sie jedoch zum Entschluss, dass Kryptowährungen kein unmittelbares Risiko für staatlich ausgegebene Währungen darstellen, da diese nicht so häufig genutzt werden, wie offizielle Währungen wie Dollar oder Euro.
Andere Wissenschaftler betonen wiederum, dass es nötig ist, regulatorische Aufgaben deutlich im multilateralen Eurosystem zu definieren, um Probleme wie Finanzkriminalität und Steuerhinterziehung zu lösen. Außerdem muss auch der Spielraum für Regulierungstechnologien bei der Bewältigung von Risiken bewertet werden, die von den Marktteilnehmern durch virtuelle Währungen ausgehen. Ebenfalls muss die EZB dazu aufgefordert werden, ihre Rolle in Bezug auf Kryptowährungen festzulegen. Virtuelle Währungen könnten Risiken für die Stabilität des Finanzsystems darstellen, wenn die Märkte virtueller Währungen im aktuellen Tempo weiter wachsen und weiterhin mit dem regulierten Finanzsystem interagieren und sich mit diesem verflechten, dessen sind sich die Wissenschaftler einig.