Schweiz steht Stable Coins kritisch gegenüber
Die Meinungen zu Kryptowährungen gehen bekanntlich auseinander. Fakt ist jedoch, dass es den Bitcoin bereits seit über 10 Jahren gibt – ein Indiz dafür, dass die digitale Währung so schnell nicht wieder vom Bildschirm verschwindet. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Währung bestehen bleibt, steigt mit jedem weiteren Jahr.
In letzter Zeit diskutierte man verstärkt über einen Paradigmenwechsel im Notenbanksystem. Jetzt wo sich Zentralbanker verstärkt mit dem Thema Kryptowährungen auseinandersetzen müssen, hat sich der Präsident der Zentralbank der Schweiz zum Thema geäußert. Thomas Jordan sieht in Stable Coins wie Libra von Facebook eine echte Gefahr für die Geldpolitik.
Kryptowährungen eignen sich nicht als Zahlungsmittel
Er vertritt die Meinung, dass Kryptowährungen eher als spekulatives Anlageinstrument zu sehen sind und weniger als echtes Geld. Er ist überzeugt davon, dass der Bitcoin nur wenig Potenzial hat, sich als Zahlungsmittel durchzusetzen. Dies begründet er mit den großen Wertschwankungen, die den Kryptowährungen zugrunde liegen, wodurch sie als Wertaufbewahrungs- und Zahlungsmittel sowie als Recheneinheit kaum geeignet sind.
Hinsichtlich Stable Coins und anderen wertstabilen Digitalwährungen wie den Facebook-Coin Libra ist der Präsident der Schweizer Zentralbank positiver gestimmt: Er glaubt, dass durch Stable Coins den Notenbanken neue Herausforderungen gestellt werden, weshalb genaue Analysen der Stable Coins hinsichtlich regulatorischer und geldpolitischer Aspekte erforderlich sind. Vor allem bedarf es eines genaueren Hinsehens, wenn die digitalen Währungen Fremdwährungen abbilden, wie zum Beispiel den US-Dollar. Die Zentralbank hat daher Libra genauer ins Visier genommen.
Geldpolitik könnte durch Stable Coins beeinträchtigt werden
Thomas Jordan äußert, dass die Wirksamkeit der Geldpolitik beeinträchtigt werden könnte, wenn sich Kryptowährungen mit einer Koppelung an Fremdwährungen bewähren sollten. Aus diesem Grund müssen Libra sich wie traditionelles Geld verhalten. Obwohl sich Bitcoin und Co. zur Finanzierung illegaler Aktivitäten als ungeeignet erweisen, betonte der Präsident der Schweizer Zentralbank erneut, dass Geldwäsche und Terrorfinanzierungen unterbunden werden müssen.
Zunächst soll es jedenfalls keinen digitalen Franken geben, womit die Schweiz es der Zentralbank Chinas nicht gleich machen will. Noch vor einem Jahr zeigte man sich gegenüber der Idee eines digitalen Franken jedoch noch nicht so abweisend. Heute ist es der Schweiz aber wichtiger, das Bankensystem aus Geschäfts- und Zentralbanken, das zweistufig aufgebaut ist, nicht zu gefährden.
Erhält Libra eine Lizenz in der Schweiz?
Facebook zieht derweil in Erwägung, eine Lizenz in der Schweiz zu beantragen. Das soziale Netzwerk hat bereits bei der Schweizer Aufsichtsbehörde Finma eine Einschätzung des Projekts angefragt. Die Behörde teilte mit, dass nach dem aktuellen Konzept das Projekt eine Bewilligung als Zahlungssystem nach Schweizer Recht benötige. Der Coin stünde somit auch unter dem Geldwäschegesetz. Libra würde durch die Ausgabe eigener Zahlungstoken deutlich über ein reines Zahlungssystem hinausgehen. Aus diesem Grund würden für den Coin zusätzliche Anforderungen gelten.
Gegen Digitalwährungen wie Libra gibt es seitens der Politiker und Vertreter von Notenbanken starke Vorbehalte. Die G7 forderte, dass Kryptowährungen hohe Aufsichtsstandards erfüllen müssen und das Finanzsystem hinsichtlich seiner Stabilität nicht gefährden dürfen.