Kriminelle finanzieren Terror-Aktivitäten nicht mit Krypto
Europol verkündete, dass Bitcoin und andere Kryptowährungen nicht zur Finanzierung von Terrorismus in Europa zum Einsatz kamen. Dazu veröffentlichte das Europäische Polizeiamt nun einen Bericht.
Von der Überzeugung vieler Regierungen abweichend, dass Terrororganisationen digitale Währungen zur Finanzierung nutzen, bestätigt der aktuelle Bericht, dass Bitcoin von keiner Terror-Organisation zur Finanzierung eines Angriffs in Europa genutzt wurde. Im Bericht Internet Organised Threat Assessment 2018 wird die Nutzung von virtuellen Währungen durch kriminelle Gruppen beleuchtet. Neben Terrorismus wurden in der Analyse auch Ransomware und Kinderpornografie berücksichtigt.
Kriminelle finanzieren sich über konventionelle Bankgeschäfte
Aus dem Bericht geht hervor, dass Kryptowährungen eindeutiges Potenzial besitzen, für Angriffe als Finanzierungsmittel genutzt zu werden, dies jedoch trotzdem nicht genutzt wurde. Lediglich auf niedriger Ebene wurden Kryptowährungen durch Terror-Gruppen genutzt. Hauptsächlich finanzieren sich diese immer noch aus konventionellen Bankgeschäften, Überweisungsdiensten und Bargeld.
Weil Kryptowährungen mit operativen Problemen verbunden sind und es sich um ein kapitalintensives Unterfangen handelt, das Anonymität erfordert, sind Kryptowährungen scheinbar keine attraktive Lösung für Kriminelle. Coins in Papiergeld umzutauschen könnte zudem wirklich gefährlich werden – die Behörden könnten einem auf die Spur kommen.
Außerdem stellte der Untersuchungsausschuss des US-Kongresses für Terrorismus und illegale Finanzen fest, dass Al-Qaida, der islamische Staat und andere terroristische Gruppen bereits versuchten, finanzielle Mittel durch Krypto zu sammeln, dabei jedoch erfolglos blieben. Die meisten Terroristen leben in Umgebungen, in denen Krypto nicht funktioniert und deshalb Fiat-Währungen für Warenkäufe genutzt werden.
Digitale Währungen werden im Rahmen von Cyber-Kriminalität genutzt
Im Bericht wird darauf hingewiesen, dass andererseits digitale Währungen zur Aufrechterhaltung und Monetarisierung von Cyber-Kriminalität genutzt wurden. Hierbei kam Bitcoin am häufigsten zum Einsatz. Anonyme Währungen wie Monero und Zcash werden hierbei verstärkt in kriminellen Kreisen genutzt. Obwohl die Marktbeherrschung von Bitcoin von über 80 Prozent auf 50 Prozent zurückging, bleibt Bitcoin im Dark-Web die beliebteste Kryptowährung.
Trotz einiger Beweise, die das Gegenteil bestätigen, besteht bereits seit einiger Zeit der Glaube, dass die Finanzierung von Terrorismus in enger Verbundenheit mit Kryptowährungen steht. Doch Kryptowährungen könnten in Zukunft an Bedeutung für illegale Aktivitäten gewinnen, davon ist der US-Verteidigungsexperte Yaya Fanusie überzeugt. US-Behörden sollten seiner Meinung nach früher oder später Vorkehrungen treffen, um die Möglichkeiten einzuschränken, dass digitale Devisenmärkte für illegale Finanzierungen attraktiver werden.
Alternative Token und Privacy Coins bergen Risiken
Europol zieht in dem Bericht das Fazit, dass man gegen Online-Propaganda, Rekrutierungsprozesse und Cyber-Attacken von Kriminellen vorgehen muss, um die Nutzung von Kryptowährungen für illegale Zwecke zu verhindern. Indem Know-Your-Customer-Prozesse (KYC) und Anti-Geldwäsche-Verfahren zum Einsatz kommen, wird es erschwert, Kryptowährungen anonym zu nutzen. Behörden sollten sich außerdem bei Untersuchungen nach illegalen Aktivitäten mehr auf kleinere Krypto-Börsen fokussieren, die alternative Token oder Privacy Coins anbieten, anstatt große Börsen unter die Lupe zu nehmen, die bereits KYC- und Anti-Geldwäsche-Prozesse fördern.
Zudem stellte Europol fest, dass Kryptowährungen nach und nach im Mainstream ankommen. Rund um den Globus stehen Regulatoren vor der Herausforderung, Kryptowährungen in den Griff zu bekommen. Länder wie China fahren harte Regime auf, wo der Krypto-Handel komplett untersagt wurde. Japan verabschiedete kürzlich strengere Gesetze für in Japan ansässige Krypto-Handelsplattformen. Dahingegen haben Deutschland und auch andere Mitgliedsstaaten der EU noch keine großen Taten in Sachen Regulierung vollbracht.