YouTube im Prozess gegen Bitconnect
Die Krypto-Investment-Plattform Bitconnect hatte Krypto-Token ausgegeben, die nicht registrierte Wertpapiere waren. Die Plattform erhielt zusätzliches Geld, indem YouTube Werbung schaltete, welche jedoch betrügerischer Natur war und bei den Bitconnect-Investoren einen erheblichen privaten Schaden verursacht hat. Am 24. Januar wurde eine Sammelklage von Investoren, die sich um ihr Geld betrogen sahen, gegen Bitconnect eingereicht. Insgesamt wurden rund 70.000 Stunden Content von den zehn besten Bitconnect-Affiliates auf der Videoplattform veröffentlicht. Der Content erzeugte 58.000.000 Klicks und lockte an die tausend Personen an, welche in das betrügerische Geschäftsmodell investierten.
Die Investitionsplattform hatte es nicht nur vergessen, sich bei der texanischen Wertpapier-Behörde registrieren zu lassen, sondern hatte auch mit unrealistischen Versprechungen geworben. Bitconnect versprach den Investoren, trotz starker Schwankungen der Kryptowährungs-Kurse, maximale Gewinne bei minimalem Risiko. Die Plattform täuschte die Öffentlichkeit, indem sie für ihren Coin eine Kursgarantie ausgab und verschwieg zudem bewusst technische Risiken der Plattform. Anscheinend nutzte Bitconnect die von den neuen Investoren erhaltenen Mittel, um die Erwartungen der bestehenden zu erfüllen.
YouTube profitierte von den vielen Klickzahlen
Hinzu kommt, so heißt es in der Anklage, dass YouTube von den vielen Klickzahlen profitiert haben soll, indem das Portal mit dem Kanal eine Partnerschaft eingegangen ist. Im juristischen Sinne bedeutet eine Partnerschaft, dass die Partner für das Handeln des jeweils anderen mithaften müssen. In diesem Fall muss YouTube die Verantwortung für den Content seines Partners tragen.
Einer der Mitangeklagten konnte über 22 Millionen Views auf seinem Kanal generieren, der Teil des Partnerprogramms von YouTube ist und machte einen Gewinn von ca. fünf Millionen US-Dollar durch das Sponsoring von rund 12.000 Investoren. Sein Gewinn wird seiner Partnerschaft mit der Videoplattform zugeschrieben, da ein großer Teil der Investoren auf YouTube geworben wurden.
YouTube scheitert als Gatekeeper
YouTube hätte seine Nutzer über das betrügerische Ausmaß der Plattform warnen und die veröffentlichten Videos absetzen und aus dem Umlauf nehmen sollen. Die Folge ist, dass unzählige User der Videoplattform den Videos und der Werbung für illegale Werbung ausgesetzt waren und den schädlichen Charakter nicht erkannten. Viele der User meldeten sogar die betrügerischen Aktivitäten der Investment-Plattform an YouTube und veröffentlichten Videos mit Titeln wie „Wie Bitconnect-Betrug sehr detailliert funktioniert“ oder „Craig Grant erklärt den Bitconnect-Betrug“.
Als Herausgeber der Inhalte auf seiner Plattform haftet YouTube für seine Untätigkeit, nachdem man sogar von den vorhersehbaren Schäden der Werbepartner erfahren hatte. Anstatt dass YouTube in seinen Datenbanken eine angemessene Suche durchgeführt und die gefährlichen Videos von Bitconnect deaktiviert hat, akzeptierte die Videoplattform immer mehr Bitconnect-bezogene Videos.
YouTube argumentiert, dass seine Algorithmen nicht zwischen legitimen Projekten und Betrug unterscheiden können. Google LLC hat seine Richtlinie für Finanzprodukte geändert – alle Werbeanzeigen und sonstige Inhalte, die mit Kryptografie im Zusammenhang stehen, werden aufgrund des potenziellen Schadens für User von den Plattformen Googles, einschließlich YouTube, gesperrt.