Studie zeigt, warum es noch so wenig Blockchain-Anwendungsfälle gibt
In Fachkreisen feiert man die Blockchain-Technologie als bahnbrechende Revolution, doch die Anwender halten sich bislang zurück. Die Unternehmensberatung Boston Consulting Group und der Netzwerkspezialist Cisco Systems haben zusammen eine Studie durchgeführt, um den Gründen hierfür nachzugehen.
Die Verfasser der Studie gingen der Frage nach, wie groß die derzeitigen Potenziale einer Kombination von Blockchain und IoT für die Industrie sind und fanden heraus, dass nur ein kleiner Teil der Unternehmen sich mit der Blockchain-Technologie und dem Internet of Things (IoT) befasste – anders als jüngste Prognosen es voraussagten. Die meisten der Unternehmen befinden sich zudem immer noch in einer Proof-of-Concept-Phase. Indem beide Technologien miteinander kombiniert werden, werden viele Geschäftsbereiche komplett neu definiert, jedoch wurde in den letzten zwei bis drei Jahren kaum in das IoT investiert.
Kein großes Verständnis für Anwendungsfälle und den Nutzen der Blockchain-Technologie
Dem Grund hierfür ging man nach und fand heraus, dass zwar bereits ein großes Verständnis für den Nutzen von IoT vorhanden ist, dieses für Anwendungsfälle und den Nutzen der Blockchain-Technologie jedoch kaum vorhanden ist. Von den befragten Unternehmensmanagern (IT-Manager ausgenommen), gaben 40 Prozent an, dass sie die Blockchain-Funktion nicht verstanden haben. Aber auch der schlechte Ruf der Kryptowährungen, der zu Unrecht mit der Blockchain in Verbindung gebracht wird, behinderte das Wachstum des IoT.
Hinzu kommen noch Unsicherheiten, die aus fehlender Regulierung resultieren. Initial Coin Offerings (ICOs) wurden bereits von China und Südkorea verboten. Ein weiterer Grund ist die bestehende Skepsis gegenüber mangelhaften Standards und Enterprise-Ready-Plattformen. Wer eine Blockchain-IoT-Lösung erschaffen will, hat mit der Interoperabilität und Skalierbarkeit zu kämpfen. Wenn man sich an einen Provider anbindet und dieser dem Marktgeschehen nicht gewachsen ist, können auch Probleme der Obsoleszenz auftreten. Gemäß der Studie bieten derzeit mehr als 400 Firmen eine IoT-Plattform an, doch Schätzungen zufolge sind nur etwa 50 von diesen auch wirklich betriebsbereit.
Die Autoren der Studie fanden 35 Anwendungsfälle von Unternehmen, die die Blockchain in Kombination mit dem IoT nutzen. Man fand heraus, dass nur etwa 25 Prozent der untersuchten Anwendungsfälle die Proof-of-Concept-Phase abgeschlossen haben. Dabei sind Unternehmen aus der Automobilbranche und der Konsumgüterindustrie in ihren Entwicklungen am weitesten vorangeschritten. Von den Anwendungsfällen sind knapp ein Drittel branchenübergreifend einsetzbar, der Rest bezieht sich dabei nur auf eine Branche.
Blockchain bringt Vorteile: Kostenreduzierung, Risikominderung und Erlösverbesserungen
Für Unternehmen, die die Blockchain-Technologie und das IoT bereits nutzen, stellen sich die Kostenreduzierung, Risikominderung und Erlösverbesserungen als hauptsächliche betriebswirtschaftliche Vorteile heraus. Indem Zwischenhändler wegfallen, können Kosten eingespart werden und auch die Automatisierung von Transaktionen entlang der Wertschöpfungskette senkt die Kosten. Indem Fälschungen vermieden werden und Smart Contracts zur Automatisierung von Zahlungen und Transaktionen zwischen Maschinen eingestellt werden, kann sich die Erlössituation ebenfalls verbessern.
Laut den Autoren der Studie ist zu erwarten, dass ein wirtschaftlicher Wert erfolgt, wenn die Blockchain kombiniert mit dem IoT eingeführt wird. Einerseits ist über einen kurzen Zeitraum hinweg zu erwarten, dass sich innerhalb der Unternehmen die Effizienz steigern wird und langfristig gesehen, dass Unternehmen neue Geschäftsmodelle erschließen werden und damit ihre Umsätze steigern werden, wenn die Technologien erst einmal ausgereift sind.