Wird der  Facebook-Coin eine höhere Marktkapitalisierung als der Bitcoin erreichen?
Mit Libra, dem Projekt von Facebook, sind wieder alle Augen auf dem Krypto-Sektor. Überall in den Medien wird von dem Facebook-Coin gesprochen. Man vermutet sogar bereits, dass Libra eine höhere Marktkapitalisierung erreichen könnte als der Bitcoin. Da das soziale Netzwerk so bekannt ist, räumen Experten der neuen Digitalwährung gute Erfolgschancen ein. Doch was ist Wahres dran an dieser Behauptung?
Libra wird den Bitcoin vermutlich nicht ablösen
Man vermutet, dass Libra im ersten Quartal 2020 eine Marktkapitalisierung in Höhe von 250 Milliarden USD erreichen kann. Der Bitcoin ist Ende Juni 2019 aktuell mit 190 Milliarden USD kapitalisiert. Doch der Bitcoin kann eigentlich nur von dem Hype um Libra profitieren, da der Versuch, Geld und Staat voneinander zu trennen, legitimiert wird. Dass Libra den Bitcoin allerdings nicht gleich ablösen wird, ist sicher. Denn Libra ist anders als der Bitcoin nicht dezentral.
Im Grunde ist Bitcoin sogar weltweit das einzige Krypto-Projekt, das tatsächlich dezentral ist. Meist stecken hinter Altcoins Unternehmen oder Stiftungen, die gegenüber anderen Netzwerkteilnehmern einen gewissen Machtvorteil haben. Dem White Paper des Libra Coins zufolge, hat dieser eine zentralisierte Struktur. Lediglich 100 Validator Nodes soll es geben. Im Vergleich dazu verfügt das Bitcoin-Netzwerk mehr als 10.000 Full Nodes.
Aus der mangelnden Dezentralität folgt, dass Regierungen gewisse Angriffspunkte für regulatorische Eingriffe finden. Facebook könnte beispielsweise dazu verpflichtet werden, von den Behörden auf Antrag bei Libra bestimmte Wallets zu sperren. Der Coin dürfte dann aufgrund der Wirtschaftssanktionen gegen den Iran dort nicht mehr verfügbar sein.
Facebook-Coin ist abhängig von Notenbanken
Noch ist nicht viel bekannt über die konkreten Modalitäten des Assets-Korbs, welcher den Wert des Facebook-Coins decken und damit stabil machen soll. Jedoch wird ein Coin durch die Deckung seines Werts durch klassische Assets wie Fiat-Währungen in gewisser Weise abhängig von Notenbanken. Der Wert von Libra ist maßgeblich abhängig von den politischen Abhängigkeiten der Notenbanker, wohingegen die Geldpolitik des Bitcoins transparent ist, da diese algorithmisch ist.
Bitcoin-Investoren wissen außerdem zu jedem Zeitpunkt, wie viel Prozent aller Bitcoins sie besitzen. Denn es kann nachgewiesen werden, dass der Bitcoin knapp ist. Im Quellcode lässt sich verifizieren, dass 21 Millionen Coins, von denen an die vier Millionen verloren sind, verfügbar sind. Dadurch wird der Bitcoin zu einem guten Wertspeicher. Der Facebook-Coin hingegen ist an Fiatwährungen gebunden, deren Geldmenge aktiv erhöht wird. Spekulationsgewinne zu machen ist also ein Feature des Bitcoin.
Wenn Libra erfolgreich werden sollte, hätte Facebook den Status einer Zentralbank. Dadurch erhält das Unternehmen sehr viel Marktmacht. Wer eine unabhängige und politik-unabhängige Kryptowährung bevorzugt, sollte sich an den Bitcoin halten.